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«Grenzen für Kinder bedeuten nicht nur Verbote und Einschränkungen»

Eine gute Erziehung ist von viel Liebe und Geborgenheit geprägt, aber auch von Regeln und Strukturen. Sozialpädagogin Heike Motz spricht über "Erfolg" in der Erziehung, Helikoptereltern und sogenannte "Glückskinder".


Eltern wollen das Beste für ihre Kinder, und zwar nur das Beste. Sie wünschen sich starke Persönlichkeiten, die selbstständig, selbstbewusst und belastbar sind, um später als Erwachsene im (beruflichen) Konkurrenzkampf zu bestehen. Gleichzeitig sollen die Kinder aber natürlich auch sozial sehr kompetent sein, kooperationsfähig und hilfsbereit. Heike Motz spricht hier von emotionaler Intelligenz. Um das zu erreichen, möchten viele Eltern auf keinen Fall etwas versäumen – Stichwort «Förderung», und ihren Kindern auf der anderen Seite auch unangenehme Erfahrungen und Anstrengungen ersparen.


Erziehung heute - Die Grossfamilie hat ausgedient


Durch den frühen Start in der Kita verbringen viele Kinder heutzutage weniger Zeit ausschliesslich in der Familie. Mütter sind aufgrund der häufigen Berufstätigkeit vielfältig gefordert. Väter wollen sich glücklicherweise viel mehr in die Erziehung einbringen als früher. Die Grossfamilie ausgedient.


Der «Erfolg» der Erziehung wird oftmals am «Erfolg» des Kindes gemessen.


Die Flut an Ratgebern mit zum Teil höchst widersprüchlichen Empfehlungen kann eigentlich nur zu Verunsicherung führen. Heike Motz wünscht sich, dass Eltern wieder mehr auf ihre eigene erzieherische Kompetenz vertrauen und Kindern den Raum für ihre einzigartige Persönlichkeit geben können. Die perfekte Familie gibt es nur in der Nutella-Werbung.

Die perfekte Familie gibt es nur in der Nutella-Werbung.

Egal, ob Helikopter-, Rasenmäher- oder Curlingeltern, alle tun es aus der Motivation heraus, ihr Kind glücklich zu machen und es nicht traurig oder frustriert erleben zu müssen. Leider erreichen sie damit das Gegenteil, denn Selbstbewusstsein und Selbstwert entwickelt sich am erfolgreichen Meistern von Herausforderungen, aber auch Misserfolgen.


"Glückskinder" - Der Schlüssel zum Glück


Forscher haben das Rätsel um sogenannte "Glückskinder" gelöst. Das sind Kinder, die besonders zufrieden, schulisch erfolgreich und sozial akzeptiert sind. Die Forscher konnten beobachten, dass deren Mütter und Väter es verstehen, die drei entscheidenden Dimensionen der Erziehung miteinander zu vereinen:

  1. Sie schenken viel Liebe, sie setzen klare Regeln

  2. Sie bestehen konsequent auf deren Einhaltung

  3. Sie fördern sie die Persönlichkeit und Kreativität ihres Kindes

Diese Eigenschaften einer Erziehung lassen sich vor allem in der sogenannten "autoritativen" Erziehung erkennen. Autoritative Mütter und Väter sind keine Übereltern. Sie reden viel und ermuntern zum Reden. Sie unterscheiden streng zwischen Verhalten und Persönlichkeit. Nie beantworten sie schlechtes Benehmen mit Angriffen auf die Person: «Du Trottel, du Versager» gehört nicht in ihr Vokabular. Zugleich verlangen sie von ihren Kindern ein hohes Mass an Kooperation und sozialen Umgangsformen.

«Du Trottel, du Versager» gehört nicht in ihr Vokabular.

Es ist offensichtlich diese Mischung aus Anspruch und Anteilnahme, die autoritativ erzogene Kinder lebenstüchtiger macht. Sie verfügen meist über grösseres Selbstbewusstsein, sind seltener depressiv, ängstlich oder aggressiv, sie absolvieren die Schule meist ohne Probleme und konsumieren weniger Drogen.


Eine gute Erziehung ist also durch ein gutes Miteinander und eine gehörige Portion Vertrauen und Gelassenheit geprägt.


Zum Kurs «Mit Liebe und Grenzen erziehen» mit Heike Motz


«Kinder bekommen zu wenig von dem, was sie brauchen, wenn sie zu viel von dem bekommen, was sie wollen», sagt Jugendforscher Klaus Hurrelmann. In dem Kurs geht es auch darum, wie dem kindlichen Wunsch nach Liebe, Halt und Orientierung entsprochen werden kann. Es geht demnach bei Grenzen keineswegs nur um Einschränkungen und Verbote.



Datum und Uhrzeit

8./15./29. November, jeweils um 19.30 Uhr


Kursleitung

Heike Motz


Anmeldung

+423 233 24 38



Das Interview zum Download


Volksblatt-14.10.2021-Interview-mit-Heike-Motz
.pdf
Download PDF • 399KB


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